Der Glaube, dass Freitag, der 13., ein Unglückstag sei, ist tief in der westlichen Kultur verankert. Aber woher kommt dieser Aberglaube?
Der Aberglaube entstand nicht aus einem einzigen Ereignis, sondern das Ergebnis eines langen und komplexen Zusammenflusses aus Mythologien, religiösen Überzeugungen, historischen Ereignissen und kulturellen Traditionen. In diesem Beitrag werden wir die verschiedenen Ursprünge und Theorien detailliert untersuchen, angefangen bei der nordischen Mythologie bis hin zur modernen Popkultur.
- 1. Die Rolle der nordischen Mythologie
Die nordische Mythologie spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Aberglaubens um die Zahl 13. Eine der wichtigsten Geschichten aus dieser Tradition ist der Tod des Gottes Baldur, der als Symbol für Licht, Reinheit und Unschuld stand.
Die Geschichte von Baldurs Tod
Laut der nordischen Legende gab es ein Bankett der Götter in Walhall, zu dem 12 Götter eingeladen waren. Doch Loki, der Gott des Unheils und der Täuschung, erschien unerwartet und unangemeldet als13. Gast. Loki war verärgert, dass er nicht eingeladen worden war, und beschloss, Chaos zu stiften.
Baldurs Mutter Frigg, hatte alle Dinge in der Welt dazu gebracht, Baldur zu versprechen, ihm nicht zu schaden, doch die "Mistel" wurde vergessen. Loki überredete den blinden Gott Höðr, einen Mistelzweig auf Baldur zu werfen, und Baldur starb. Dies brachte großes Unglück über die Götter, und Baldurs Tod führte letztendlich zur Eskalation der Ereignisse, die schließlich in Ragnarök – dem Weltuntergang – gipfelten.
In dieser Geschichte wird die Zahl 13 eindeutig als Unglückszahl dargestellt, denn Lokis Auftauchen als der 13. Gast führte direkt zur Tragödie. Diese Erzählung ist eine der frühesten Assoziationen zwischen der Zahl 13 und Unheil.
In der nordischen Mythologie war der Freitag ursprünglich ein Tag, der eng mit der Göttin Freyja (oder Freya) - die dem Tag dem Namen gab - in Verbindung stand. Freyja war die Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit, Schönheit und des Wohlstands, aber auch des Krieges und des Todes. Der Freitag war deshalb ein Tag, der mit positiven Aspekten wie Liebe, Glück und Fruchtbarkeit assoziiert wurde, was ihn zu einem Glückstag machte. Dies änderte sich erst mit dem Einfluss aus dem Christentum.
- 2. Christliche Einflüsse
Ein zentraler Ursprung des Aberglaubens um Freitag, den 13., liegt in der christlichen Tradition. Besonders zwei bedeutende Ereignisse werden häufig in diesem Zusammenhang genannt:
- Das Letzte Abendmahl und Judas als 13. Gast
In der christlichen Bibel wird das Letzte Abendmahl als eines der wichtigsten Ereignisse vor Jesu Kreuzigung dargestellt. Jesus aß an diesem Abendmahl mit seinen 12 Jüngern, also insgesamt 13 Personen. Der 13. Teilnehmer war jedoch Judas Iskariot, der Jesus verriet und dessen Tat zur Verhaftung und späteren Kreuzigung Jesu führte.
Dieser Verrat durch den 13. Gast schuf eine starke Assoziation zwischen der Zahl 13 und Unglück oder Verrat. Diese Vorstellung verfestigte sich im Laufe der Jahrhunderte und trug stark zur westlichen Sichtweise der 13 als Unglückszahl bei.
- Die Kreuzigung Jesu an einem Freitag
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass Jesus Christus am Karfreitag gekreuzigt wurde, dem Tag, an dem Christen den Tod des Erlösers betrauern. In der christlichen Tradition galt der Freitag dadurch oft als unglücklicher Tag. Schon im Mittelalter wurde der Freitag als Tag des Fastens und der Buße betrachtet, an dem es nicht angebracht war, Festlichkeiten abzuhalten oder neue Unternehmungen zu beginnen.
Die Kombination aus dem Freitag als Unglückstag und der 13 als Unglückszahl – beides tief im Christentum verwurzelt – führte schließlich zu dem Aberglauben um Freitag, den 13..
- 3. Der Templerorden und der Freitag, der 13. Oktober 1307
Ein historisches Ereignis, das den Aberglauben weiter verstärkte, war der Untergang des Templerordens am Freitag, dem 13. Oktober 1307. Der Templerorden war ein mächtiger und einflussreicher militärisch-religiöser Orden im Mittelalter, der jedoch aufgrund seines Reichtums und seiner Macht in Ungnade fiel.
An diesem Tag befahl der französische König Philipp IV., alle Mitglieder des Templerordens zu verhaften. Die Verhaftungen markierten den Beginn des Niedergangs des Ordens. Viele Templer wurden gefoltert, zur Zwangsgeständnissen gebracht und später hingerichtet. Der Freitag, der 13., wurde in diesem Zusammenhang als Tag des Verrats und des Untergangs angesehen, was zu seiner unheilvollen Bedeutung beitrug.
- 4. Zahlensymbolik im antiken Rom und in der Mathematik
In der römischen und griechischen Antike galt die Zahl 12 als Symbol für Vollständigkeit und Harmonie. Es gab 12 Monate im Jahr, 12 Tierkreiszeichen und 12 Hauptgötter im Olymp. Die Zahl 12 wurde als vollkommen angesehen, weil sie leicht teilbar ist (durch 2, 3, 4 und 6). Die 13 hingegen überschritt diese Ordnung und wurde als unregelmäßig oder störend wahrgenommen.
Mathematisch gesehen ist die Zahl 13 eine Primzahl, was bedeutet, dass sie nur durch 1 und sich selbst teilbar ist. In der Antike wurde diese Eigenschaft manchmal als negativ oder als Zeichen von Unordnung angesehen, da sie sich nicht in die übliche Teilbarkeit einfügte.
- 5. Aberglaube und das Mittelalter
Im Mittelalter verstärkten sich die negativen Konnotationen rund um die Zahl 13 und den Freitag weiter. Freitage galten in vielen christlichen Traditionen als unglückliche Tage, da sie als Tage der Buße und des Fastens angesehen wurden.
- Fazit: Ein vielschichtiger Aberglaube mit tiefen Wurzeln
So ist Freitag, der 13., heute nicht nur eine Zahl und ein Tag, sondern ein Symbol für den jahrhundertelangen Glauben an Pech und Unglück – ein Glaube, der sowohl tief in der Geschichte als auch in der Mythologie verwurzelt ist.