Samhain, ausgesprochen „Sow-en“ (irisch-gälisch), ist eines der ältesten und wichtigsten Feste im keltischen Jahreskreis. Es markiert das Ende des Erntejahres und den Beginn des keltischen Neujahrs. Samhain stammt aus der vorchristlichen Zeit der Kelten und wurde hauptsächlich in Irland, Schottland und anderen Teilen des keltischen Europa gefeiert. Das Fest datiert auf über 2.000 Jahre zurück und symbolisierte einen tiefen Wechsel der Jahreszeiten: den Übergang vom Sommer zum Winter, von Licht zu Dunkelheit.
Samhain fand traditionell am 31. Oktober statt und dauerte oft mehrere Tage, wobei die eigentlichen Feierlichkeiten in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November begannen. Es galt als eine Schwellenzeit, in der die Barriere zwischen der physischen und der spirituellen Welt besonders dünn war. Dieser Glaube prägte viele der Rituale und Bräuche, die bis heute überliefert wurden.
2. Die Bedeutung des Namens „Samhain“
Der Name „Samhain“ leitet sich aus dem Altirischen ab und bedeutet in etwa „Sommerende“ (aus „sam“ für Sommer und „fuin“ für Ende). Samhain war also der Zeitpunkt, an dem das Ende der warmen Jahreszeit und der Beginn der dunklen, kalten Wintermonate eingeläutet wurde. Das Wort hat somit eine tiefe symbolische Bedeutung und markiert den Übergang nicht nur im physischen Sinne, sondern auch im spirituellen und rituellen Leben der Menschen.
3. Herkunft und kultureller Hintergrund
Neben dem landwirtschaftlichen Wandel galt Samhain auch als ein spiritueller Moment, in dem die Grenzen zwischen der Welt der Lebenden und der Toten verschwommen. Die Kelten glaubten, dass die Toten in dieser Zeit durch die Welt der Lebenden wandern könnten. Aus diesem Grund entstanden viele Rituale, die den Geistern Ehrerbietung erwiesen oder sie besänftigen sollten.
In der keltischen Kultur gab es keinen klaren Unterschied zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten – die Toten konnten im Alltag der Lebenden existieren, besonders in der Zeit von Samhain. Hieraus resultierten viele Bräuche, wie das Entzünden von Feuern und das Verkleiden, um sich vor bösen Geistern zu schützen.
4. Glauben und Mythologie rund um Samhain
Eine weitere wichtige Figur in der keltischen Mythologie war der „Cailleach“, die alte Hexe oder Göttin des Winters. Es heißt, dass sie zu Samhain die Macht über die Erde übernahm und die Herrschaft des Winters begann.
Samhain war auch ein Fest, bei dem die Toten geehrt wurden. In der keltischen Vorstellung kehrten die Seelen der Verstorbenen in ihre Häuser zurück, um mit ihren Familien zu feiern. Es wurde Essen für sie bereitgestellt, und Altäre wurden zu ihren Ehren geschmückt.
Im frühen Irland wurden zu Samhain große Feuer entzündet, um die Dunkelheit zu vertreiben und die Geister zu besänftigen. Es gab viele Feuerrituale, die sowohl Schutz vor den Geistern als auch den Segen der Götter für das kommende Jahr symbolisierten.
5. Räuchern zu Samhain
Das Räuchern ist ein wichtiger Bestandteil der Samhain-Feierlichkeiten, da es symbolisch die Reinigung des Raumes und der Seele darstellt. Es wird oft mit Kräutern und Harzen durchgeführt, die für den Übergang und den Schutz stehen. Zu Samhain eignen sich besonders folgende Kräuter und Harze:
Beifuß: Steht für Schutz und Reinigung, besonders hilfreich, um böse Geister fernzuhalten.
Salbei: Wird traditionell verwendet, um negative Energien zu vertreiben und Reinheit zu schaffen.
Wacholder: Bietet spirituellen Schutz und stärkt die Verbindung zur Anderswelt.
Myrrhe und Weihrauch: Diese Harze werden oft zur Ehrerbietung an die Ahnen und Geister verwendet.
Beim Räuchern geht es darum, bewusst in den Moment einzutreten und eine Verbindung zur spirituellen Welt herzustellen. Viele Praktizierende reinigen ihre Räume, bevor sie mit dem Ritual beginnen, und nutzen die Gelegenheit, um Wünsche für das kommende Jahr zu manifestieren oder die Ahnen um ihren Segen zu bitten.
6. Rituale und Bräuche an Samhain
Samhain wird in moderner Zeit auf vielfältige Weise gefeiert, besonders in neopaganen und Wicca-Gemeinschaften. Das Fest hat jedoch auch seine Spuren in vielen Halloween-Bräuchen hinterlassen. Einige der traditionellen und modernen Praktiken beinhalten:
Feuerzeremonien: Feuer spielte eine zentrale Rolle im alten Samhain-Fest. Die Kelten entzündeten große Freudenfeuer, um die Sonne zu ehren und Schutz für den Winter zu erbitten. Moderne Praktizierende entzünden oft Kerzen oder kleine Feuer, um sich mit den Ahnen zu verbinden und die Dunkelheit zu vertreiben.
Altäre für die Ahnen: Viele richten zu Samhain einen Ahnenaltar ein, auf dem Fotos, persönliche Gegenstände der Verstorbenen oder Gaben wie Speisen und Getränke platziert werden. Dieser Altar dient dazu, die Ahnen zu ehren und um ihren Schutz und Segen zu bitten.
Divination und Wahrsagerei: Da die Schleier zwischen den Welten dünn sind, ist Samhain eine ideale Zeit, um Tarotkarten zu legen, Runen zu werfen oder andere Wahrsagetechniken zu verwenden. Man sucht nach Botschaften für das kommende Jahr und reflektiert über das Vergangene.
Feste und Speisen: Traditionell wurde ein großes Festmahl vorbereitet, bei dem auch den Verstorbenen ein Platz freigehalten wurde. Gerichte wie Kürbissuppe, Brot, Äpfel und Nüsse gehören zu den typischen Speisen.
7. Samhain im Festkreis der Hexen
Samhain markiert das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahres und wird daher als „Hexen-Neujahr“ bezeichnet. In dieser Phase reflektieren viele Hexen über das vergangene Jahr, verabschieden sich von alten Energien und bereiten sich auf das kommende vor. Es ist auch ein guter Zeitpunkt für magische Arbeiten, die mit Abschlüssen, Transformation und Neubeginn zu tun haben.
Während des Samhain-Fests ehren Hexen besonders die Göttin in ihrer Form als „Crone“ (Alte Weise) und den Gott als Herr des Todes und des Jenseits. Diese Archetypen symbolisieren den natürlichen Zyklus des Verfalls und der Erneuerung und helfen, die Angst vor dem Tod als integralen Bestandteil des Lebens zu überwinden.
Fazit: Samhain – Ein Fest der Übergänge und des Gedenkens